Von Ralf Keuper

Das Schicksal der Schwabenkinder ist ein besonders dunkles Kapitel in der Geschichte der Kindheit (Philippe Ariès). Bedrückend daran ist vor allem, dass diese Unsitte, Kinder als Arbeitskräfte ohne Rechte, öffentlich, wie auf dem Viehmarkt, an den meistbietenden Bauern zu verhökern, noch bis in die 1930er Jahre anhielt. Erst richtig ins öffentliche Bewusstsein drang die Geschichte der Schwabenkinder durch den gleichnamigen Film.

Bei den Schwabenkindern handelte es sich um Kinder von Bergbauern aus Voralberg, Tirol und Südtirol, die von ihren Eltern aus finanziellen Gründen für mehrere Monate als Arbeitskräfte nach Oberschwaben geschickt wurden. Dort verrichteten die Kinder, die zwischen acht (manchmal auch fünf) und dreizehn Jahren alt waren, zumeist auf Bauernhöfen als Kuhhirten, Knechte oder Mägde ihre Arbeit verrichteten. Nicht selten erledigten sie das Tagwerk von Erwachsenen. Immer wieder kam es zu Misshandlungen. Die Verpflegung ebenso wie die Unterbringung waren häufig inhuman. Überflüssig zu erwähnen, dass die Kinder während ihres Sklavendienstes keine Schule besuchten.

Die öffentliche Versteigerung der Schwabenkinder endete zwar 1914, u.a. auch auf Druck von Berichten im Ausland, wie in den USA, jedoch ging die Kinderarbeit noch bis 1940 weiter.

Wahrlich kein Ruhmesblatt. Ganz abgesehen davon, dass Kinderarbeit in anderen Regionen der Welt noch immer ein Thema ist.

Weitere Informationen:

Die Schwabenkinder (Dauerausstellung)

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