Erasmus von Rotterdam wird häufig in einem Atemzug mit Martin Luther genannt, dessen Kritik an der Katholischen Kirche er in vielen Punkten teilte. Trotzdem lehnte Erasmus, wie es in dem hörenswerten Beitrag Der Humanist und Philologe Erasmus von Rotterdam u.a. heisst,  es ab, Luther in seiner Auseinandersetzung mit Kirchenoberen zu unterstützen, da ihm Luthers Ansichten zu radikal waren. Anders als der aufbrausende und zupackende Luther, fühlte sich Erasmus der Wissenschaft verpflichtet. Statt der Revolution das Wort zu reden, setzte Erasmus seine Hoffnung auf die Kraft der Argumente.  Luther wiederum hielt recht wenig vom Humanismus und seinem Bildungsideal. 

Zeitlebens vermied es Erasmus, Partei zu ergreifen und in Streit verwickelt zu werden. Dafür liebte er die Freiheit zu sehr. Ralf Dahrendorf sah in Erasmus daher auch den Schutzpatron der Intellektuellen in Zeiten der Prüfung
Anders als Luther betonte Erasmus den freien Willen des Menschen; die Moral setzt das Bewusstsein von Freiheit voraus. 

Wie viele Intellektuelle nach ihm, nahm Erasmus zu nahezu allen wichtigen Fragen des Lebens Stellung, ohne jedoch seinem Kosmopolitismus untreu zu werden. Nicht Bürger eines bestimmten Landes, sondern Weltbürger wollte Erasmus sein. 

Sein bekanntestes und erfolgreichstes Buch war und ist Lob der Torheit, das einzige Buch aus seiner Feder, das er ohne Verweis auf andere Werke und Autoren verfasste. Vielleicht erklärt das seinen Erfolg beim Leser. Im Gegensatz zu seinem Zeitgenossen Niccolo Machiavelli glaubte Erasmus nicht an den gerechten Krieg. Insofern war Erasmus der erste bedeutende Pazifist unter den Intellektuellen.

Stefan Zweig setzte Erasmus von Rotterdam in seiner historischen Biografie Triumph und Tragik des Erasmus von Rotterdam ein literarisches Denkmal.  

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