Ein Stil, der gesucht und geschraubt wird, um aufzufallen, ist schlecht. Nur der Stil ist gut, der hinter dem handelnden Sujet zurück tritt, der die Aufmerksamkeit des Lesers ganz auf den seelischen Gehalt lenkt.
Künstler, die mit ihrer Zeichnung prunken, Schriftsteller, die das Lob auf ihren Stil lenken wollen, gleichen Soldaten, die sich ihrer Uniform brüsten, jedoch weigern würden, in eine Schlacht zu gehen, oder Ackersleuten, die, anstatt den Pflug in die Erde zu senken, nur darauf bedacht wären, die Pflugschar fortwährend blank zu putzen.

Die wahrhaft schöne Zeichnung und der wahrhaft schöne Stil werden niemals an und für sich gelobt. Man denkt gar nicht daran, weil das Interesse für das, was sie ausdrücken, vollkommen in Anspruch genommen ist. Dasselbe gilt für die Farbe. Es gibt in Wirklichkeit weder einen schönen Stil, noch eine schöne Zeichnung, noch eine schöne Farbe, es gibt nur eine einzige Schönheit, die Schönheit der sich offenbarenden Wahrheit. Sobald eine Wahrheit, eine tiefe Idee, ein mächtiges Gefühl in einem literarischen oder künstlerischen Werke kund wird, ist es ganz selbstverständlich, dass sein Stil seine Farbe und Zeichnung hervorragend sind. Diese Eigenschaft ist jedoch nur ein Reflex der Wahrheit. 

Quelle: Rodin. Die Kunst

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