Aber Hegels Philosophie sollte sich an ihm selber bewahrheiten, indem sie gegen ihn selber recht behielt. Es zeigte sich, dass es keine letzte Synthese gibt, sondern jede nur immer wiederum eine These ist, dazu bestimmt, in ihren Gegensatz umzuschlagen. Er erzeugte eine Schule, die sich hegelisch nannte, aber das war, was er selbst “die Nachahmung in der Umkehrung” genannt hatte. Die Generation, die am Ende der zwanziger Jahre führend wurde, vollzog mit lange zurückgestauter, um so ungestümer hervorbrechender Energie die Antithese. Sie wandte sich gegen alle Romantik und Reaktion im Staat, im Glauben, in der Kunst, in der Lebensführung, gegen die Welt der “Schattenküsse” und “Schattenkönige”, gegen das ganze Schattenfigurentheater, das im Schatten der Heiligen Allianz sein gespenstisches Leben führte, gegen die Schattenbegriffe der deutschen Ideenromantik, deren letzter und souveränster Meister Hegel gewesen war. Er wurde gestürzt; und zwar im Namen Hegels.

Quelle: Kulturgeschichte der Neuzeit, Band 2

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