Von Ralf Keuper

Eine ausgesprochen sehenswerte Fernsehdokumentation stellt den Philosophen Karl-Otto Apel vor. 

Apels Denken ist geleitet von der Frage, wie sich Autorität mittels Vernunft begründen lässt. Er ist überzeugt, dass es eine letzte, nicht bestreitbare Begründung dafür gibt, was wir für vernünftig und sinnvoll halten. Vernunft entsteht aus dem Diskurs, dort, wo Menschen überzeugend miteinander diskutieren, wie z.B. in der Rechtsfindung. 
Längst nicht alle Gespräche und Sprachspiele sind Diskurse. Nach Apel und Habermas wird der Diskurs als argumentativer Diskurs verstanden. Er hat die Funktion, strittige Geltungsansprüche einzulösen oder als uneinlösbar zu beweisen. 
 
Die vermeintlich wertneutrale Wissenschaft benötigt eine Diskursethik, wie nicht zuletzt das Milgram-Experiment zeigt. Wir müssen unser Verhältnis zur Wissenschaft moralisch bewerten. Die Ethik darf dabei nicht auf die Metaphysik zurückfallen, wie noch Kant mit der Struktur des transzendentalen Ich-Bewusstseins, das zu intersubjektiv gültigen Erkenntnissen führen sollte. 
 
Das post-metaphysische Denken im Sinne Apels beansprucht dagegen keinen außerweltlichen Standpunkt. Der Postmetaphysiker argumentiert in der Welt mittels Reflexion. Dabei muss vor allem die Sprache berücksichtigt werden. 
 
Die heutige Diskussionen sind für Apel von performativen Selbstwidersprüchen geprägt, wie sie für den Relativismus, den radikalen Skeptizismus und Reduktionismus charakeristisch sind. Der performative Selbstwiderspruch wird geradezu kultiviert. Wenn jemand in seiner Argumentation auf seinem Selbstwiderspruch besteht,  dann ist das Argumentieren zu Ende, da Kritik dann unmöglich ist. 
 
Der performative Selbstwiderspruch ist das Kriterium der Letztbegründung. Alles, was man nicht bestreiten kann, ohne auf einen performativen Selbstwiderspruch zurückzugreifen, muss man als Letztbegründung ansehen.   

 

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