Von Ralf Keuper

Vor 125 Jahren starb der Erfinder des nach ihm benannten Otto-Motors, Nicolaus August Otto. Kaum eine andere Erfindung hat das Leben der Menschen so verändert, wie der Viertakt-Verbrennungsmotor.

Das Besondere an Nicolaus Otto ist, dass er von Beruf Kaufmann und kein Ingenieur war. Seine Erfindung beschrieb Otto in seinen eigenen Worten:

Die ganze Maschine ist von großer Einfachheit und Leichtigkeit und kann nach Belieben in Tätigkeit oder Stillstand gesetzt werden. Ein Quart Spiritus genügt, dieselbe bei der Stärke einer Pferdekraft, drei Stunden in Tätigkeit zu halten. Das Material, was auch allerorten leicht zu beschaffen ist, nimmt mithin keinen nennenswerten Raum ein, und kann daher die Maschine zur Fortbewegung von Gefährten auf Landstraßen leicht und nützlich verwendet sowie auch der kleineren Industrie von erheblichem Nutzen werden.

In dem Buch Kraft für die Welt, das aus Anlass des 100jährigen Bestehens von Klöckner Humboldt-Deutz verfasst wurde, heisst es weiter:

Otto erkannte, dass das Wesen des Motors in der Beherrschung der Verbrennung liegt, und damit war das Kernproblem des Verbrennungsmotors angesprochen. Während alle vorangegangenen Motorenversuche keine weiteren Entwicklungen nach sich gezogen haben, liegt die Bedeutung des Otto-Patents darin, dass es ein allgemeines Verfahren, nicht aber eine einmalige Konstruktion beschreibt. Die dargestellte Maschine war ein leicht abzuänderndes Beispiel. Rechtlich lag hierin die Schwäche des Patentes, wegen der es später fast völlig entwertet worden ist. Doch die Bedeutung einer Erfindung in der Wirtschafts- und Technikgeschichte liegt nicht in dem Wert eines Patentes.

Von hier aus begann der Siegeszug des Motors, alle weiteren Entwicklungen beruhen auf Ottos Arbeit, keiner der frühen Versuche ragt in die Zeit der Motorisierung hinein. Daimler, Maybach haben den Ottomotor zum schnellaufenden Kraftwagenmotor weiterentwickelt. Ein Ottomotor war es, der 1903 den Gebrüdern Wright den ersten Motorflug gelingen ließ. Rudolf Diesel erdachte und konstruierte den Motor mit Selbstzündung des eingespritzten schwerflüchtigen Kraftstoffes. Auch sein Motor ist ohne Otto undenkbar. Der Dieselmotor ersetzte auf Schiffen den Dampfantrieb und gab der Industrie eine Kraftmaschine höchster Wirtschaftlichkeit.

Ähnlich wie der Mikroprozessor ganze Industrien verändert hat, sorgte der Verbrennungsmotor für die Entstehung ganz neuer Einsatzfelder:

Die Ausbreitung des Motors und damit der Aufbau der Motorenindustrie beruhte einerseits auf der technischen Reife des Motors, andererseits auf seiner besonderen Eignung für bestimmte Zweige der Industrie und des Verkehrs. Es war kein Ersatz der Dampfmaschine, sondern eine Kraftmaschine eigener Art, die der Mechanisierung neue Gebiete erschloss.

Zum Verhängnis wurde Otto die Schwierigkeiten, seine Erfindungen patentieren zu lassen, wobei es wohl auch zu Nachlässigkeiten auf seiner Seite gekommen ist. Profiteur dieser Haltung war u.a. Robert Bosch. Zu den engsten Mitarbeitern Ottos bei den Deutz Motorenwerken zählte u.a. Gottlieb Daimler, der später den Automobilbau entscheidend beeinflussen sollte. Das Verhältnis der beiden war nicht ohne Spannungen. Otto selber hatte schon sehr früh die Anwendung des Verbrennungsmotors für Fahrzeuge im Sinn. Prägend war dabei seine Erfahrung als Handelsreisender.

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