In diesen Jahren, da Technik und Industrie mehr als je das Geschehen des Tages bestimmen und für die Zukunft wohl noch beherrschender werden, als wir es jetzt schon erdenken können, mag es gut sein, sich jener Zeiten zu erinnern, in denen Maschine und Industrie noch nicht regierten sondern der Einzelne mit seiner Hände Werk, das ist das Handwerk, all jene Dinge schuf, die im täglichen Leben gebraucht wurden. 

Je mehr mit den heranwachsenden Generationen anscheinend auch das Wissen darüber verschwindet, dass es wirklich einmal Jahrhunderte und Jahrtausende gegeben hat, in denen nicht nur alles Nützliche und Notwendige, sondern auch alles Große und Erhabene von der Hand des Menschen unmittelbar geschaffen und gestaltet wurde, um so notwendiger mag es sein, auf dies ganz Andere vergangener Zeit hinzuweisen. 

Denn nur so lässt sich die Gegenwart recht verstehen. Nur dies Wissen um die Leistung der Vergangenheit kann vor dem falschen Hochmut bewahren, als sei nur der gegenwärtige Tag mit seinen Erscheinungen das Höchste und als sei die Geschichte der Menschheit nur gleichbedeutend mit technischem Fortschritt und neuen technischen Errungenschaften.

Denn gemessen an dem, was die Menschheit im Innersten seit Jahrtausenden bewegt, was ihr Glück und ihre Freude ausmacht, ihre täglichen Sorgen sowohl als dem Bemühen um den Sinn des Lebens, den Jahrtausende alten Gesprächen um die beste Gestaltung der menschlichen Gemeinschaft, eben in diesen menschlichen Bereichen ist, soweit wir alte Überlieferungen verfolgen können, nur wenig Fortschritt und wenig Entwicklung, sondern nur das immer gleiche Bemühen geblieben.  

Man kann daraus ersehen, so berechtigt auch immer der Stolz auf neue technische Leistungen sein mag, wie wenig im Grunde all dies Äußerliche doch für den Menschen selbst bedeutet.  

Wenig aber auch, wenn wir bedenken, auf wieviel Schultern und Generationen dieses täglich Neue schon ruht. Denn nur dadurch, dass jede Generation oder vergangenen Jahrtausende das bereits Bekannte sicher in die Zukunft überlieferte oder ihre neue Erfindung hinzufügte, sind wir heute in der Lage weiter zu bauen. 

Wilhelm Winkelmann, Der Schmied von Beckum, in: Beiträge zur Frühgeschichte Westfalens 

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