Es gibt Skeptiker, die sind Skeptiker, weil sie die Standards der Exaktheit, des Messens und so weiter sehr hoch ansetzen: Da besteht die Skepsis darin, dass man merkt, man bleibt hinter den Standards zurück, und man bedauert das.

Das ist nicht meine Position. Übererwartungen baue ich eher ab, und zu hohe Standards fahre ich gerne herunter. Darin bin ich unter anderem auch ein Schüler Hegels, der sagte: Wenn ihr zuviel fordert, was sein soll in der Wirklichkeit, dann überseht ihr das, was schon da ist an Gutem und Vernüftigem, und ihr macht euch permanent unglücklich, weil ihr daran leidet, dass die Perfektion nicht erreicht wird. Das ist ein ganz guter Tip, wie man leben und denken soll, ohne das Unglücklichksein zu maximieren: nämlich mit den Erwartungen herunterzugehen, die Erwartungen unserer eigenen menschlichen Endlichkeit anzupassen. Nicht absolute Erwartungen zu hegen.

Quelle: Ernsthaft mit Wörtern spielen, Wandern, Schlafen – Harmut Kuhlmann im Gespräch mit Odo Marquard, Universitas 2/1996

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