Von Ralf Keuper

Über den Aussagehalt von Statistiken wird seit Jahrzehnten eifrig diskutiert. Inzwischen dienen Statistiken oft dem Zweck, den eigenen wirtschaftlichen und politischen Interessen, mit einem wissenschaftlichen Anstrich versehen, Gewicht zu verleihen.

In besonderer Weise gilt das für das Dauerthema “Demografie”.

Nur wenige Wissenschaftler setzen sich kritisch mit den manipulativen Zügen und z.T. gravierenden methodischen Mängeln der diversen Statistiken auseinander, wie z.B. Walter Krämer, der regelmäßig die Unstatistik kürt.

Nach meinem Eindruck noch umfassender  bzw. kritischer beleuchtet das Thema der Statistikprofessor Gerd Bosbach, wie u.a. in seinem Beitrag Demografie als Angstmacher.

Bezeichnend für den Stand der Diskussion war die Meldung im vergangenen Jahr, dass die Bevölkerungszahl in Deutschland bisher um immerhin 1,5 Millionen zu hoch angesetzt wurde. Das führte jedoch keinesfalls zu einer kritischen Analyse der bisher auf diesen Daten beruhenden politischen Entwürfe und Studien. Stattdessen galt das Motto: Shit happens!. An dieser Stelle waren die ansonsten für jede Sensationsmeldung empfänglichen Massenmedien erstaunlich fehlertolerant, geradezu gelassen. Da verschwinden mal eben 1, 5 Millionen Menschen aus der Statistik und die durchgängige Reaktion ist ein Achselzucken.

Die neuen Zahlen relativieren einige der bisherigen Grundannahmen der Demografie, wie in dem Beitrag Zensus 2011 belegt: Jeder 7. Deutsche über 89 existierte nur in der Kartei nachzulesen ist.

In vielen Meldungen kursieren nach wie vor Schätzungen, wonach die durchschnittliche Lebenserwartung vor allem der Frauen, je nach Generation, neue Höhen erreichen werde – von bis zu 100 Jahren für 50 Prozent der Frauen eines Jahrgangs ist dabei die Rede.

Dazu passt dann weniger, dass die Lebenserwartung in den USA und Deutschland seit neuestem zu sinken beginnt, was wohl näher an den eigenen Beobachtungen vieler Menschen liegen dürfte.

Keine Sorge: Die nächste Unstatistik kommt bestimmt 😉

Weitere Informationen:

Die Demografielüge

Lügt Statistik? Über den sorglosen Umgang mit Daten

Henning Scherfs 100-jährige Kinder

Statistiken – Macht der Medien

Gerd Bosbach bei Erwin Pelzig – Lügen mit Zahlen – Statistik und Demoskopie

Werden wir nicht mehr so alt wie unsere Eltern?

Has U.S. life expectancy maxed out? First decline since 1993

Die Lebenserwartung stösst an Grenzen

Heute geborene Amerikaner werden voraussichtlich knapp 79 Jahre alt. Die Lebenserwartung der US-Bürger, eine Messlatte für Fortschritt, sinkt. Warum?

Die Lebenserwartung sinkt wieder!

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USA: Lebenserwartung sinkt weiter

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Sinkende Lebenserwartung durch COVID-19

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