Zwischen Menschen ist es gerade im Wesentlichen nicht möglich, gleichsam in einem Schlage das Wahre zu erfassen. Der Mensch und seine Welt sind nicht reif im Augenblick, sondern sie erwerben sich durch eine Folge von Situationen. Er muss durch vorläufige, halbe, unvollendete Positionen hindurch, damit sie sich ergänzen; durch ins Extrem übersteigerte, damit sie sich überschlagen. Wer nur richtig handeln und sprechen will, handelt gar nicht. Er tritt nicht ein in den Prozess und wird unwahr, weil er unwirklich ist. Wer wahr sein will, muss wagen, sich zu irren, sich ins Unrecht zu setzen, muss die Dinge auf die Spitze, oder auf des Messers Schneide bringen, damit sie wahrhaft und wirklich entschieden werden. 

Quelle: Philosophie II. Existenzerhellung 

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