Heute ist man sich ziemlich einig darüber, und auf der physikalischen Seite der Wissenschaft fast ganz einig, dass der Wissensstrom auf eine nichtmechanische Wirklichkeit zufließt; das Weltall sieht allmählich mehr wie ein großer Gedanke als wie eine große Maschine aus. Der Geist erscheint im Reich der Materie nicht mehr als ein zufälliger Eindringling; wir beginnen zu ahnen, dass wir ihn eher als den Schöpfer und Beherrscher des Reiches der Materie begrüßen sollten – natürlich nicht unseren individuellen Geist, sondern den Geist, in dem die Atome, aus denen unser individueller Geist entstanden ist, als Gedanken existieren.

Das neue Wissen zwingt uns, unsere flüchtigen ersten Eindrücke, dass wir in ein Weltall gestolpert waren, das sich entweder um Leben nicht kümmerte oder dem Leben direkt feindlich war, zu revidieren. Der alte Dualismus von Geist und Materie, der für die angenommene Feindseligkeit hauptsächlich verantwortlich war, scheint zu verschwinden, nicht dadurch, dass die Materie irgendwie schattenhafter oder unkörperlicher wird als bisher oder dass der Geist zu einer Funktion der Tätigkeit der Materie wird, sondern dadurch, dass körperliche Materie zu einer Schöpfung und Offenbarung des Geistes wird. Wir entdecken, dass das Weltall Spuren einer planenden oder kontrollierenden Macht zeigt, die etwas Gemeinsames mit unserem eigenen individuellen Geist hat – nicht, soweit wir bis jetzt entdeckt haben, Gefühl, Moral oder ästhetisches Vermögen, sondern die Tendenz, auf eine Art zu denken, die wir in Ermangelung eines besseres Wortes mathematisch genannt haben. Und während vieles in ihm in den materiellen Belangen des Lebens feindlich sein mag, so ist doch auch vieles den wesentlichen Betätigungen des Lebens verwandt; wir sind im Weltall nicht so sehr Fremdlinge oder Eindringlinge, wie wir zuerst dachten. Jene trägen Atome im Urschlamm, die zuerst die Eigenheiten des Lebens dunkel anzeigten, brachten sich selbst mehr und nicht weniger in Übereinstimmung mit der Grundnatur des Weltalls.

Sir James Jeans, in: In unerforschtes Gebiet, aus: Physik und Transzendenz, hrsg. von Hans-Peter Dürr