Es besagt im Grunde folgendes: Je genauer man versucht, etwas zu messen, desto stärker mischt man sich in das ein, was man gerade misst. Es wäre denkbar, dass sich diese Unbestimmtheit eliminieren ließe, indem man theoretische Vorgaben für die Kollision macht, doch dabei übersieht man, dass der Zusammenstoß den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit unterliegt. Der Stoß eines Elektrons mit einem Photon ist nicht mit dem klassischen Stoß zwischen zwei Billardbällen zu vergleichen, den man präzise voraussagen kann, wenn man beide Geschwindigkeiten und Bahnen genau kennt. Beide, Photon und Elektron, werden durch Wellen beschrieben, die eine gewisse räumliche Ausdehnung haben, und wenn diese beiden Wellen in Wechselwirkung treten, kann man nur die Wahrscheinlichkeit für das eine oder andere Ergebnis berechnen. Heisenbergs Unbestimmtheitsprinzip beschränkt keineswegs die Möglichkeit des Wissenschaftlers, die exakte Position des Elektrons herauszufinden; mit Photonen von sehr hoher Energie lässt sie sich so genau wie gewünscht bestimmen. Doch je höher die Energie des eingesetzten Photons ist, desto unsicherer wird das Ergebnis der Kollision. Nachdem das Elektron von einem hochenergetischen Photon getroffen worden ist, kann es mit fast gleicher Wahrscheinlichkeit mit beliebiger Geschwindigkeit in alle möglichen Richtungen davonschießen – das Wissen um die Position des Elektrons wurde auf Kosten des Wissens um seine Geschwindigkeit gewonnen.

Das Unbestimmtheitsprinzip besagt im Grunde, dass man das Wissen um eine Eigenschaft mit dem Nichtwissen um eine andere Eigenschaft bezahlt. 

Quelle: Das Ende der Physik. Vom Mythos der Großen Vereinheitlichten Theorie, von David Lindley

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