Meister Eckhart war, wie es in Wilhelm Weischedels Buch Die philosophische Hintertreppe heisst, ein religiöser Philosoph, der bei den Kirchenoberen mit seinem mystischen Ansatz auf großes Misstrauen bis hin zu scharfer Ablehnung stieß. Nur mit Mühe konnte Eckhart der Folter durch die Inkquisition entgehen. Seine Schriften wurden noch lange nach seinem Tod von der Kirche als Häresie gebrandmarkt.

Was den Zorn der Kleriker erregte, waren Aussagen Eckharts, in denen er die Menschen aufforderte sich selbst zu lassen, um die Armut des Geistes zu finden. Er forderte zur Auflösung des Ich. Nur durch den Untergang in Gott sei die Neugeburt möglich. Durch das Einswerden des Seelengrundes mit Gott, werden Gott und wir eins.

Das war und ist auch heute noch für katholische Theologen harter Stoff. Im Gegensatz dazu üben die Schriften Eckharts bis zum heutigen Tag einen großen Einfluss im Zen-Buddhismus aus. Dort ist die Auflösung des Ich der entscheidende Schritt auf dem Weg zur Erleuchtung.

Erich Fromm bezog sich in seinen Schriften mehrmals auf Meister Eckhart.

Auszug aus den Fragmenten:

Dass ich ein Mensch bin, teile ich mit andern Menschen.Dass ich sehe und höre, dass ich esse und trinke, haben alle Tiere mit mir gemein. Aber dass ich bin, ist nur mir eigen und gehört nur mir und niemandem sonst; keinem andern Menschen, keinem Engel und auch nicht Gott – außer insofern, als ich eins mit ihm bin.

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