Meine These, dass Gefühle nicht private Zustände seelischer Innenwelten, sondern räumlich ausgedehnte Atmosphären sind und das Fühlen im Sinne affektiven Betroffenseins von Gefühlen in leiblich spürbarem Hineingeraten in den Bann solcher Atmosphären besteht, habe ich oft erläutert und begründet. Namentlich habe ich ganz ausführlich dargelegt, wie in diesem Zusammenhang die Reden von Raum und Leib so zu verstehen sind, dass der Anschein poetischer Hypostasierung von Metaphern, mythisierender Mystifikation oder gar der Lächerlichkeit als Mißverständnis zurückgewiesen werden kann, zumal die These rein phänomenologisch und nicht metaphysisch gemeint ist; es soll also nur auf unwidersprechlich sich im unwillkürlichen Erleben aufdrängende, obschon von der kulturspezifischen Vergegenständlichung aus dem Blickfeld theoretischer Aufmerksamkeit verdrängte Tatsachen der Lebenserfahrung hingewiesen werden.

Quelle: Gefühle als Atmosphären und das affektive Betroffensein von ihnen, von Hermann Schmitz, in: Zur Philosophie der Gefühle, hrsg. von Hinrich Fink-Eitel und Georg Lohmann