Das Neue an den Klassifikationen, die das Denken konstruiert, ist ihre mehr oder weniger ausgeprägte Intentionalität und vor allem ihre Reflexivität, d.h., die Tatsache, dass sie Systeme bilden, die nicht mehr einem Funktionieren immanent sind, sondern in dem Maße, in dem dieses bewusst ist, durch es geschaffen und überprüft werden. Solcherart sind die vorwissenschaftlichen Klassifikationen wie auch die wissenschaftlichen.

So scheint die klassifikatorische Funktion in jeder Organisationsstruktur wiederzukehren – ein bemerkenswerter struktureller Isomorphismus zwischen den biologischen und den kognitiven Organisationen. Selbstverständlich handelt es sich um dieselben Klassifikationen: bald sind die Einschachtelungen der Unterklasse oder Substrukturen in den ganzen Klassen oder Gesamtstrukturen sozusagen in einer materiellen Organisation verkörpert, bald sind sie einem Funktionieren immanent, bald ergeben sie sich aus ihm.

Die beiden einzigen wirklichen Pole bilden die den Funktionsabläufen inhärenten und die aus ihnen hervorgehenden klassifikatorischen Eigenschaften .. Sie hat immer die gleiche Bedeutung: das Denken nimmt seinen Ausgang von der biologischen Organisation immanenten Strukturen, aber dadurch, dass es sie auf einer eigenen Ebene rekonstruiert, erweitert und bereichert es sei unbegrenzt.

Quelle: Jean Piaget: Biologie und Erkenntnis

Vor diesem Hintergrund wäre es sicherlich nicht verkehrt, die Frage zu diskutieren, inwieweit das Internet, die Algorithmen die klassifikatorische Funktion des Denkens beeinflussen und verändern, ohne dass uns dies noch bewusst ist. Ein Punkt, auf den Frank Schirrmacher zu Recht hingewiesen hat. Dazu: Wir als Komplizen unserer eigenen Gehirnwäsche

Das Internet führt ein nicht durchschaubares Eigenleben

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