Von Ralf Keuper

Die Autorin Kathrin Passig im Interview mit dem Stifterverband über das Internet jenseits der üblichen Projektionen.

Das Internet wurde auch von ihr selbst zu Beginn nur als eine andere Form von BTX empfunden, was ihrer Ansicht nach daher rührt, dass die vorhandenen Gemeinsamkeiten mit schon bekannten Technologien überbetont, die feinen, aber entscheidenden Unterschiede dagegen unterbewertet bzw. ausgeblendet werden.  Um die Nuancen zu erkennen und ihre Tragweite einschätzen zu können, bedarf es einer entsprechenden Einarbeitung. 

Das Internet fordert uns dazu auf oder bringt es mit sich, Ambivalenzen anzuerkennen, d.h. es wird damit weder alles schlechter noch alles besser. Also ein sowohl als auch und kein entweder – oder. Technischer Fortschritt hat seine Kosten, aber eben auch seine Vorteile. Der Konflikt online versus offline ist für sie nur ein Übergangsphänomen und kein ernsthaftes Diskursthema. 
Erst der leistungsfähige Laptop hat die Arbeit ortsungebunden gemacht. Nachteilig daran ist, dass die Arbeit nun mit uns überall hin wandert. 

Die sozialen Netzwerke führen dazu, dass Lagerdenken deutlich schwieriger wird, da sie zum Vorschein bringen, dass gemeinsame Berührungspunkte mit engen Bekannten und Freunden längst nicht so groß sind wie gedacht. Die Positionen werden insgesamt unberechenbarer. 

Die Kritik an der Beschleunigung, wie sie ja schon seit über hundert Jahren im Schwange ist, grenzt häufig ans Absurde. Wenn es wirklich so schlimm wäre, dann müsste man als 12jähriger bereits seinen ersten Herzinfarkt haben. Eher handelt es sich um parallele Entwicklungen, d.h. Beschleunigung und Entschleunigung wechseln sich ab. Die Möglichkeiten, zwischen diesen beiden Zeitformen zu wechseln, haben zugenommen. Es ist daher eher eine Frage der persönlichen Strategie, wie man diesen Wechsel gestaltet.  

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