… Für den womöglich weniger kritischen Teil der Öffentlichkeit zählen allerdings auch Filmstars und Schlagersternchen, betuchte Vertreter der High Society oder Modezaren zu den „oberen Zehntausend“, also zur „Elite“. Die besonderen Eigenschaften, die in den Augen dieses Publikums eine Person zur Elite gehörend ausweisen, scheinen mit den Kriterien der Sozialwissenschaften kaum vereinbar.

„Die Elite“ gibt es als jedenfalls nicht. Die erwähnten unterschiedlichen Etiketten bringen das zum Ausdruck: Werte-, Leistungs-, Funktions-, Positions-, Machtelite. Dabei sind die Grenzen teilweise durchlässig. Die Sozialwissenschaftlerin Roswita Königswieser stellt fest: “ Viele Mitglieder einer Elite gehören sowohl der einen als auch der anderen an“. Und sie allen finden sich in den unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen-Eliten wieder: in der Politik-, Kultur-, Sport-, Wissenschafts- und in der Wirtschaftselite. „Das sind Menschen in Schlüsselpositionen“, so definiert die Sozialwissenschaftlerin die Wirtschaftselite, „die eine besondere Durchsetzungsfähigkeit auszeichnet, die leidenschaftlich gestalten und steuern wollen. Sie gehören zur Machtelite. Um zur Elite im ursprünglichen Sinn zu zählen, gehört aber noch mehr: etwa in der Lage zu sein, über den Tellerrand hinaus zu gucken. Das sind Denker, die das Unternehmen als Teil der Gesellschaft betrachten. Eben nicht ausschließlich als Geldmaschine, sondern auch als institutionelle Einrichtung“.

Quelle: Elite ohne Ethik? Die Macht von Werten und Selbstrespekt, von Daniel F. Pinnow