Schwer kann man einen Menschen dazu bestimmen, sich um das Schicksal des gesamten Staates zu kümmern, weil er schlecht den Einfluss versteht, den das Schicksal des Staates auf sein eigenes Los haben könnte. Soll aber eine Landstraße einen Zipfel seines Besitztumes durchqueren, so wird er sofort erkennen, dass eine Beziehung zwischen dieser kleinen öffentlichen Angelegenheit und seinen größten Privatgeschäften besteht, und wird – auch ohne dass man es ihm zeigt – das enge Band entdecken, das hier Privat- und Gemeinschaftsinteresse verknüpft. Man interessiert also die Staatsbürger für das Allgemeinwohl, wenn man ihnen zeigt, wie sehr sie ständig aufeinander angewiesen sind, um dieses Wohl zu erreichen. Das ist wertvoller als ihre Beteiligung an den großen Staatsgeschäften. …

Man glaubt, dass die neuen Gesellschaften täglich ihr Gesicht verändern werden, und ich habe Angst, dass sie schließlich allzu unbeweglich bei denselben Einrichtungen, denselben Vorurteilen, denselben Sitten verharren werden; dergestalt, dass das Menschengeschlecht stehenbeibt und sich selber beschränkt; dass der Geist sich ewig wieder und wieder über sich beugt, ohne neue Ideen hervorzubringen; dass der Mensch sich in kleinen, einsamen und unfruchtbaren Bewegungen erschöpft und dass die Menschheit sich zwar unaufhörlich bewegt, aber nicht mehr fortschreitet. 

Die politische Welt wandelt sich, von nun an müssen wir für neue Übel neue Abhilfe finden. Der staatlichen Gewalt weitere, aber sichtbare und unverrückliche Grenzen zu stecken; den Einzelnen gewisse Rechte einzuräumen und ihnen den unangefochtenen Genuss dieser Rechte zu garantieren; dem Individuum das bisschen Unabhängigkeit, Kraft und Originalität, das ihm verbleibt, zu bewahren; ihm neben dem Staat seinen Platz anzuweisen und ihn gegen den Staat zu schützen; das halte ich für die vornehmste Aufgabe des Gesetzgebers in der kommenden Zeit. 

Quelle: Über die Demokratie in Amerika

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