Der Traditionalist geht mit sich selbst einig. Er kann den Kampf ohne Zögern und Vorbehalte in jedem Augenblick aufnehmen. Glaubt aber jemand an den Rationalismus wie an den heiligen Geist, so heisst das, dass er in seinem Lebensgrund aufgehört hat, an den Rationalismus zu glauben. Aus Trägheit, aus Gewohnheit, aus Aberglauben, kurz aus der Tradition hängt er weiter den alten rationalen Lehren an, die, nachdem die schöpferische Vernunft aus ihnen entwich, versteinerte Dogmen geworden sind. Die Vernunftgläubigen von heute ahnen mehr oder minder deutlich ihre Unvernunft. Die Lehren von Freiheit und Demokratie erscheinen ihnen selbst unzulänglich; sie fügen sich nicht so genau, wie sie sollten, ihrem Lebensgefühl ein. Dieser innere Zwiespalt raubt ihnen den Schwung, der dem Kämpfer nottut. Halb geschlagen von sich selbst ziehen sie ins Gefecht.

Quelle: Die Aufgabe unserer Zeit

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