Von Ralf Keuper

In diesen Tagen wird in den Feuilletons des 300. Geburtstages von Johann Joachim Winckelmann gedacht.

Über Winckelmanns außergewöhnliche “Karriere” und wissenschaftliches Ideal schreibt Oliver vom Hove in Johann Joachim Winckelmann: Enthusiast der Schönheit: :

Winckelmanns Emanzipationsgeschichte ist die seiner Epoche. Der vor 300 Jahren, am 9. Dezember 1817, in Stendal in ärmlichen Verhältnissen geborene Gelehrte wurde einer der maßgeblichen Brückenbauer der Kulturgeschichte. Ihm glückte ein kometenhafter Aufstieg vom Provinzkind bis zum Archivarius im Vatikan. Zuvor galt es, nach allerhand untergeordneten Tätigkeiten als Chorsänger, Hauslehrer und gräflicher Sekretär sowie dem Übertritt zum Katholizismus den Weg aus der deutschen Enge nach Rom zu finden, wo er erst Bibliothekar, dann Verwalter großer Kunstsammlungen wurde. …

Mit der Wiedergeburt der griechischen Antike propagierte Winckelmann ein neues Menschenbild, in dem er, wie Goethe es beschrieb, “im Menschen den wichtigsten, wenn nicht den einzigen Gegenstand” künstlerischen Schaffens sah. Diese humanistische Haltung stärkte die Würde des Einzelnen wider feudale Unterdrückung und bezog ihr idealisiertes geschichtliches Vorbild aus den Rechten der Vollbürger in der attischen Demokratie. Winckelmann wurde vieles zugleich: Begründer der modernen Kunstgeschichte, Vater der wissenschaftlichen Archäologie, Antiquar, Wegbereiter der Weimarer Klassik und nicht zuletzt einer der wirkungsmächtigsten Autoren des 18. Jahrhunderts.

In Winckelmann, Aufklärer in Sachen Antike heisst es:

Für mächtig Furore sorgt er bereits als junger Mann 1755 in Dresden, wo seinerzeit imposante Bauten wie der Zwinger oder die Frauenkirche aus dem Boden wachsen. Aus dem Geist der Aufklärung heraus erklärt er in seinem Aufsatz «Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in der Malerei und Bildhauerkunst» die griechischen Statuen zum höchsten Ideal der Kunst. Damit hebt sich Winckelmann erstmals von französischen und italienischen Zeitgenossen ab, die ihren Klassizismus großteils auf die römische Antike beziehen….

In Dieses war das Leben und die Wunder Johann Winckelmanns in der FAZ vom 13.12.17. geht Christina Dongowski u.a. auf die Rezeptionsgeschichte zu Winckelmanns Wirken und Schaffen ein:

Je weiter sich die wissenschaftliche Erkenntnislage und die eigene historische Stellung des Biographen von den Situation Winckelmanns entfernten, desto stärker die Versuchung, Winckelmann zum Symbol für Höheres zu machen: zum Idealbild des den Niederungen des Ökonomie und Politik entrückten deutschen Bildungsbürgers, zum prototypischen Ästhetizisten .. oder zum Vertreter eines Deutschtums, das sich selbst in Richtung eines universellen Humanismus transzendiert, in der letzten großen Winckelmann-Renaissance der fünfziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts.

In seinen Weltgeschichtlichen Betrachtungen schreibt Jacob Burckhardt:

Seit Winckelmann und seit den Humanisten sehen wir das ganze Altertum mit anderen Augen als die größten früheren Forscher und Künstler, und seit dem Wiedererwachen Shakespeares im 18. Jahrhundert hat man erst Dante und die Nibelungen kennengelernt und für poetische Größen den wahren Maßstab gewonnen, und zwar einen ökumenischen.

Vom 07.04 bis zum 2.07. diesen Jahres war in Weimar die Ausstellung Winckelmann. Moderne Antike zu sehen:

 

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