Der Glaube an die Naturordnung, der das Wachstum der Wissenschaft ermöglicht hat, ist Ausdruck einer noch tieferen Überzeugung. Diese lässt sich nicht durch irgendeine induktive Verallgemeinerung rechtfertigen. Sie entspringt einer direkten Einsicht in die Natur der Dinge, wie sie sich in unserer eigenen unmittelbar gegenwärtigen Erfahrung darstellt. Man braucht sich nicht von seinem Schatten zu trennen. Diesen Glauben zu erfahren, heißt wissen, dass wir, wenn wir wir selbst sind, mehr sind als wir selbst; heißt wissen, dass unsere Erfahrung, so dunkel und bruchstückhaft sie ist, doch die tiefsten Tiefen der Realität auslotet; dass isolierte Einzelheiten, um überhaupt sie selbst zu sein, zu einem System der Dinge gehören müssen; es heißt wissen, dass dieses System die Harmonie der logischen Rationalität und die Harmonie der ästhetischen Vollendung einschließt; und dass, während die Harmonie der Logik als eiserne Notwendigkeit auf dem Universum lastet, die ästhetische Harmonie doch als ein lebendiges Ideal davor steht, das den allgemeinen Fluss in seinem gebrochenen Fortschritt zu edleren und feineren Zielen gestaltet.

Quelle: Wissenschaft und moderne Welt, von Alfred North Whitehead