Liege ich falsch, wenn ich sage: Die hier beschworene Kreativität (im Sinne von Benchmarking, Optimierung, Flexibilisierung, Dezentralisierung, flache Strukturen) meint technisch und wissenschaftlich vorn sein – in Gentechnik, Biotechnik, Ökotechnik, Molekulartechnik, Mikrosytemtechnik, Weltraumtechnik, Computer- und Kommunikationstechnik, Managementtechnik, kurz: in High Tech auf allen Gebieten, auf denen Vorsprung wirtschaftliche Vorteile bringt und Nachhinken oder gar Verschlafen wirtschaftlichen Niedergang bedeutet? Diese Kreativität sucht nicht einen Ausweg aus dem Netz der Systemzwänge – der unaufhaltsam fortschreitenden Rationalisierung der Arbeitsvorgänge, der immer weiter um sich greifenden Mediatisierung, der globalen Abhängigkeiten, der Dominanz der Wirtschaft über alle Lebensbereiche, voran über die Politik -, sondern einen entschiedenen, breiten, selbstverständlichen Zugang zu dem, was da läuft. Mit dem Wort Kreativität entlockt man uns die Bereitschaft, in den “mainstream” der Entwicklung – möglichst weit vorn – einzumünden.
Quelle: Kreativität – Hohe Erwartungen an einen schwachen Begriff