Von Ralf Keuper

Die Idee, Massenmedien als selbstreferentielles System zu umschreiben, stammt von dem Soziologen Niklas Luhmann. Überspitzt formuliert meinte er damit, dass die Massenmedien in erster Linie mit sich selbst beschäftigt sind, d.h. sie berichten im Grunde nur über sich selbst  bzw. darüber, was andere Medien publiziert haben. Will man nun auf den Gegenspieler von Luhmann, Jürgen Habermas, referenzieren, könnte man von Entkopplung vom Rest der Gesellschaft sprechen. Die Massenmedien konstruieren sich ihre eigene Wirklichkeit, in der sich, zumindest für einige Vertreter, nach wie vor gut leben lässt. 

Das Kreisen um die eigene Befindlichkeit konnte man in vergangenen Wochen schön an der Diskussion um den Ausstieg des Springer-Verlages aus dem Printgeschäft (bis auf Bild und Welt) beobachten, wie aktuell um die Personalie beim SPIEGEL, wo ein Bild-Mann kurz davor ist,  Vize-Chefredakteur zu werden. Ein gefundenes Fressen für die Massenmedien ebenso wie für Blogs wie Carta. Die Erwähnung von Springer und SPIEGEL löst bei vielen Kommentatoren einen Reflex aus, der sie zu tiefschürfenden Analysen veranlasst, die nebenbei zeigen, wie sehr sie noch in den Kategorien denken, die sie ansonsten bei jeder sich bietenden Gelegenheit als völlig veraltet brandmarken. 

Der Gedanke, dass dieses Thema nur für ihre Profession (noch) ein Thema ist, will ihnen einfach nicht in den Sinn kommen, sagte doch eben Luhmann den verheerenden Satz: 

Alles, was wir wissen, wissen wir aus den Massenmedien. 

Das Problem ist, dass viele Journalisten und Medienvertreter Luhmann darin zu folgen scheinen. Das Kreisen um die eigene Achse geht weiter – auch wenn sich die Reihen der (zahlenden) Zuschauer weiter lichten. Die Illusion stirbt zuletzt 😉 

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