Die Hochscholastik wird allgemein als Höhepunkt der mittelalterlichen Philosophie betrachtet, wie die sehenswerte Fernsehsendung Denker des Abendlandes betont.   Eigentlicher Initiator war jedoch der islamische Gelehrte Averroës (Ibn-Rushd), der die Werke von Aristoteles übersetzte und kommentierte. Auf diese Weise gelangte die antike Philosophie wieder in den Westen, wo sie von Albertus Magnus und Thomas von Aquin aufgegriffen wurde. Der Standpunkt von Averroës, der auch ein bedeutender Philosoph war, wonach es keine Individualseele gibt, rief Widerspruch bei Albertus Magnus und Thomas von Aquin hervor.

Für Albertus Magnus war der Ausgangspunkt die Frage, wie wir Menschen erkennen. Durch die Aristotelesvermittlung hat die Philosophie auf diesem Gebiet einen großen Sprung gemacht. Zwar beginnt alle Erkenntnis bei der Wahrnehmung; sie sagt uns aber nichts darüber, was über sie hinausgeht.

Während des Erkenntnisvorgangs verbinden wir allgemeine Begriffe mit dem Besonderen. Durch diese Kombination übersteigen wir die sinnliche Wahrnehmung. Der Glaube dient damit dem Verstehen der Welt. Philosophie allein reicht dafür nicht aus.

Obwohl die Theologie damals als Königin der Wissenschaft galt, bestand das Studium der angehenden Theologen und Priester aus vier Jahren Philosophie und zwei Jahren Theologie.  

Für Thomas von Aquin sollte der Glaube rational verstanden werden können. Hierfür wählte er einen wissenschaftstheoretischen Ansatz. Da eine direkte Annäherung an Gott über eindeutige Kausalbeziehungen nicht möglich ist, bleibt nur der Weg über die indirekte Annäherung, quasi als Indizienprozess. Thomas von Aquin macht das Angebot der langsamen Annäherungen, wie am Beispiel der Bewegungen. Alles was sich bewegt, geht auf anderes Bewegtes zurück bis hin zu einem ersten Beweger. Oder über die Wirkursachen: Wenn nicht irgendwo eine notwendige Ursache bestehen würde, dann gäbe es keine weiteren. (infiter regress). Die Welt muss daher ein Ziel haben. Es handelt sich dabei um (Denk-)Wege, aber keine Beweise im eigentlichen, wissenschaftlichen Sinn. Die Wahrheit ist ein Produkt des Urteils. Urteilen heisst, Begriffe zusammensetzen und zu teilen.

Noch heute ist Unterscheidungsfähigkeit und die Klarheit seiner Sprache etwas, was die Schriften von Thomas von Aquin auch heute noch lesenswert macht.


Ein Philosoph der letzten Jahrzehnte, der sich intensiv mit der Philosophie von Thomas von Aquin beschäftigt hat und auch im seinen Sinne Philosophie betrieben hat, war Josef Pieper.


Ein Gedanke zu „Denker des Abendlandes – 21 – Hochscholastik – Albertus Magnus und Thomas von Aquin“

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