Wenigstens annäherungsweise gibt es objektive Erkenntnis sehr wohl, und das Projekt einer vom Individuum mit seinen Beschränkungen und Voreingenommenheiten möglichst absehenden Erkenntnisgewinnung bleibt das größte und (im guten wie im bösen) folgenreichste der Menschheit. Es lässt sich nicht mit dem Hinweis vom Tisch wischen, dass Klassenlage oder Zeitgeist oder Karrieredenken so manche Fragestellungen eher aufkommen lassen als andere und manche Antworten willkommener machen. Heute gilt es als unfein, als „wissenschaftstheorieunkritisch“, Objektivität für möglich und anstrebenswert zu halten. Aber sobald man sie als Anspruch fallen lässt, gibt man die Wahrheit zum Abschuss frei.
Die wissenschaftliche Methode reicht nicht überall hin. Aber wo sie hinreicht, da gibt es keine Alternative zu ihr. Niemand hat bisher ernstlich einen anderen, kürzeren, besseren Weg der Wahrheitsfindung vorgeschlagen.
Quelle: Tiefenschwindel. Die endlose und beendbare Psychoanalyse.