Unsere Forderung, ehe man die Versuche macht, erst das gesamte Normalverhalten des Versuchstieres gründlich zu beschreiben, wirkt sich auch auf die Bewertung experimenteller Methoden aus. Manch einer neigt zum Festhalten an seiner bewährten Arbeitsweise, um so mehr, je differenziertere und kostspieligere Apparate er braucht. Aber dieser Konservativismus hat seine Schattenseiten. So arbeiten die amerikanischen Psychologen fast nur mit Labyrinthen, Vexierkästen, Vielfachwahlapparaten usw und vergessen darüber ganz, dass es noch tausend andere Methoden gibt, die bereits angewandt wurden oder die man noch ausdenken könnte. So überbewerten sie ihre wenigen Methoden, so wertvoll sie an sich sein mögen, ganz entschieden. Ist einmal der Apparat da, so fragen sie immer nur: was kann ich noch mit ihm machen?
Aber das ist nicht der rechte Weg, um eine Wissenschaft auszuweiten. Wir sollten zu dem gesünderen Standpunkt zurückkehren, der an den Anfang vielmehr die Fragestellung setzt, aus der dann schon die Methode folgen wird. Auf die Länge ist es gewiß richtiger zu fragen: Welche Methode löst mir diese Fragestellung, anstatt umgekehrt: Welche Fragen beantwortet mir diese Methode?
Quelle: N. Tinbergen: Instinktlehre. Vergleichende Erforschung angeborenen Verhaltens