Von Ralf Keuper
In einem Vortrag an der Universität Bonn erläutert Maurizio Ferraris die von ihm vertretene Richtung des Neuen Realismus in der Philosophie.
Derzeit sorgt der Neue Realismus, der in Deutschland vor allem von Markus Gabriel repräsentiert wird, für einigen Wirbel.
Kritiker werfen den Vertretern des Neuen Realismus u.a. vor, eine journalistische Philosophie oder science fiction à la Hollywood zu betreiben.
Denselben Vorwurf könnte man auch dem Postmodernismus und Konstruktivismus machen, wie es Alain Sokal u.a. in ihrem Buch Eleganter Unsinn vorexerziert haben. Insofern handelt es sich hier um das übliche “Geplänkel”.
Eine gute Einschätzung liefert ein Kommentar in der SZ.
Ferraris und Gabriel bewegen sich nach meinem Eindruck auf einer ähnlichen Argumentationslinie wie zuvor Nicolai Hartmann in Neue Wege der Ontologie und Konrad Lorenz mit seinem Hypothetischen Realismus, den er in seinem Buch Die Rückseite des Spiegels, mit Verweis auf Hartmann, entwarf.
Erwähnenswert in dem Zusammenhang ist auch die Schrift Der Mut zum Sein von Paul Tillich, der sich selbst in einem Fernsehinterview als Kritischen Realisten bezeichnete.
Weitere Informationen:
Markus Gabriel: Warum es die Welt nicht gibt (Interview)
Maurizio Ferraris’ «Manifest des neuen Realismus»
Wiederentdeckt: Der Philosoph Nicolai Hartmann
Die Niederlage des Denkens (Alain Finkielkraut)
Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit (Peter L. Berger / Thomas Luckmann)
Und was ist mit der Wahrheit? Paul Boghossian fragt dennoch: „Wer hat ,Angst vor der Wahrheit‘?“
Hypothetischer Realismus (Konrad Lorenz)
Ist Postmoderne eine Illusion? Interview mit Markus Gabriel
Der ‘Neue Realismus’ ist jedenfalls keine Avantgarde
Eine Nachhut möchte Vorhut sein