Von Ralf Keuper

Die Hexenverfolgung im Mittelalter zählt zu den dunkelsten Kapiteln der europäischen Geschichte. Man geht heute davon aus, dass bis zu 60.000 Menschen wegen Hexerei verbrannt oder zu Tode gefoltert wurden, davon allein 25.000 im damaligen Deutschen Reich. Nur wenige überstanden die Torturen oder konnten fliehen.

Anders als häufig noch angenommen, stand die katholische Kirche der Hexenverfolgung zunächst ablehnend gegenüber. Es herrschte in Kirchenkreisen Einigkeit darüber, dass es sich hierbei lediglich um Wahnvorstellungen handele, die Menschen also schlimmstenfalls “verrückt” waren.

Später änderte die katholische Kirche jedoch ihre Einstellung. Auch Luther begrüßte die Hexenverfolgung ausdrücklich. Ausführendes Organ bei der Exekution der Urteile war die Staatsgewalt.

Am Beispiel von Bamberg, wo der Fürstbischof eine ausgesprochen harte Linie gegen die der Hexerei beschuldigten Personen führte, wird das Ausmaß der damaligen Hysterie deutlich. Zehn Prozent der Bevölkerung fielen der Hexenverfolgung zum Opfer, darunter der gesamte Stadtrat jener Zeit.

Eigentlicher “Vater” oder “Spiritus Rector” des Hexenwahns war ausgerechnet Thomas von Aquin.

Der eifrigste Hexenverfolger war der Dominikanermönch Heinrich Kramer, dessen Werk Hexenhammer dem Wahn zum Durchbruch verhalf. Die Hysterie wurde noch durch äußere Ereignisse befördert, für die man schnell die Hexen verantwortlich machte, wie im Fall der “Kleinen Eiszeit”, in deren Folge es zu großen Ernteausfällen und Hungersnöten kam.

Bereits nach damaliger Rechtsprechung war die Folter auf Verdacht rechtswidrig. Das hinderte jedoch die weltlichen und kirchlichen Machthaber nicht, für die Hexerei eine Ausnahme geltend zu machen. Als die Kosten für die Folterungen, Vernehmungen und Verbrennungen überhand nahmen, ging man dazu über, das Vermögen der Opfer zur Deckung der Ausgaben heranzuziehen.

Eine der wenigen Stimmen der Vernunft jener Zeit, war die des Jesuiten Friedrich von Spee. Wie Heinz Dieter Kittsteiner in seinem Buch Die Stabilisierungsmoderne hervorhebt, sorgte von Spee mit seiner Schrift Cautio Criminalis für einen, wenn auch langsamen, Bewusstseinswandel in der Bevölkerung wie auch unter den Theologen und Landesherren.

Update:

Neueste Forschungen, u.a. auf Basis des Flamersheimer Hexenprotokolls, gehen inzwischen allein für Deutschland von 60.000 Opfern aus. Siehe auch den Leserkommentar.

Ein Gedanke zu „Hexenwahn im Mittelalter (Filmdokumentation)“

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