Von Ralf Keuper
Der ehemalige griechische Finanzminister Gianis Varoufakis veröffentlichte im vergangenen Jahr ein Buch, in dem er seiner Tochter die Wirtschaft auf verständliche Weise erklären wollte. Mittlerweile liegt die deutsche Übersetzung vor. Was dort dem fachkundigen Leser entgegentritt, dürfte wohl nicht nur Ulrike Herrmann stellenweise die Sprache verschlagen. Wie Herrmann in Varoufakis‘ Buch über Wirtschaft. Selbst simple Fakten stimmen nicht feststellt, gehört das Buch in die Rubrik Märchenbücher und nicht in die der Sachbücher für Kinder.
Trotzdem, so Herrmann, sollte man den Text nicht überbewerten, da Varoufakis als Finanzminster wichtig war und die deutsche Haltung treffend kritisiert habe. 

Eher scheint hier der Satz zu gelten:

Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn.

Das bedeutet also, dass ein Wirtschaftsprofessor und ehemaliger Finanzminister, der bei nahezu jeder sich bietenden Gelegenheit historische Vergleiche bemüht, um seine Position zu stärken, wie in Der globale Minotaurus (Der Deutschlandfunk bezeichnete das Werk als “eine bemerkenswerte und inspirierende Interpretation globaler Finanzkrisen”) und die der Gegenseite zu schwächen, ruhig bei den historischen Fakten komplett daneben liegen darf, solange seine Kritik in die richtige politische Richtung geht – ernsthaft?
Wie logisch, wie konsequent, wie glaubwürdig ist das denn?

Nachtrag

Über twitter erreicht mich der Hinweis bzw. die Kritik, dass die Beurteilung geschichtlicher Ereignisse letztlich in das Ermessen des Betrachters falle, sie sozial konstruiert seien, weshalb die Kritik Herrmanns substanzlos sei.
So sehr ich der Ansicht zustimme, dass viele historische Fakten und Belege konstruiert, d.h. im Sinne einer bestimmten Fraktion dargestellt werden, so bleibt doch festzuhalten, dass die historische Forschung z.B. mittels Quellenkritik in bestimmten Bereichen zu gesicherten Erkenntnissen gelangt ist. 

Die Einschätzung von Herrmann, die Wissenslücken von Varoufakis, den Aufstieg der britischen Wirtschaft betreffend, wird durch folgende Beiträge, Veröffentlichungen gestützt:
Was die Rolle bzw. die Entstehungsgechichte der Banken betrifft, sei neben den Medici, Bardi, Datini und Peruzzi auch das erzkatholische Haus der Fugger erwähnt:

Schreibe einen Kommentar