Von Ralf Keuper
Lange Zeit war die Vorstellung weit verbreitet, dass die Renaissance ihre Inspiration ohne weitere Vermittlung aus den Quellen, d.h. direkt aus den Werken der antiken Philosophen bezogen habe.
Mittlerweile gilt es als bewiesen, dass ohne die Übersetzungstätigkeit islamischer Gelehrter, wie insbesondere von Averroës, das Wissen der alten Griechen erst viel später seinen Weg nach Europa gefunden hätte.
Aber nicht nur das: Die arabischen Gelehrten beließen es nicht nur bei der reinen Übertragung in ihre eigene Sprache, sondern führten die Gedanken und Experimente weiter, wobei sie zu neuen Entdeckungen und Theorien gelangten, wie der berühmte Begründer der Optik Alhazen und der Astronom Al Tusi. Die Methode der Empirie ist seither fester Bestandteil der westlichen Wissenschaften.
Ein Schlüsselstellung bei der Vermittlung des im Westen lange Zeit für verloren gehaltenen Wissens der antiken Denker nahm die spanische Stadt Toledo ein. Im 12. und 13. Jahrhundert war die Stadt die unbestrittene Geistesmetropole Europas. Hier trafen sich christliche, jüdische und arabische Gelehrte zum Gedankenaustausch. Ohne Toledo und seine Übersetzerschule wäre die Wissenschaftsgeschichte Europas anders verlaufen.
Die Renaissance konnte daher auf einen vergleichsweisen großen und gut erschlossenen Wissensstand aufsetzten. Aber auch dabei waren Vermittler von großer Bedeutung: Wie die Medicis in Florenz.
Weitere Informationen:
Aristoteles in Oxford – Wie das finstere Mittelalter die moderne Wissenschaft begründete
„Arabische Soziologie. Studien zur Geschichte und Gesellschaft des Islam“ von Abdulkader Irabi