Von Ralf Keuper

Es gibt sie noch, die Meldungen, die mein Weltbild, wenn auch nur kurzweilig, durcheinander zu bringen vermögen. So geschehen während der Lektüre in dem Buch Hitlers Holding. Die Reichswerke „Hermann Göring“ von August Meyer.

Dort steht:

Noch im Jahre 1941 war Brasilien Deutschlands wichtigster südamerikanischer Handelspartner. Rohstoffe im Wert von RM 23,6 Millionen erreichten Deutschland, während Brasilien für RM 10,8 Millionen importierte. 1940 betrug der entsprechende deutsche Import Erzeugnisse im Werte von 25,1 Millionen RM.

Doch es gab auch militärpolitische Überlegungen. Der Einmarsch in die Sowjetunion hatte Churchill und Stalin zu Verbündeten gemacht. Auch die USA und England rückten näher zusammen. Besorgt stellte man sich die Frage: Würden die Sowjets der Angriffswucht der deutschen Armeen standhalten? Und die USA hatten Angst vor einer „Fünften Kolonne“ in Südamerika, gestützt von Mussolini und Franco. Jedes Mittel, das deutsche Potential in Rußland zu schwächen und das alliierte Ansehen in Südamerika zu stärken, konnte also nur nützen. So gesehen, kann man verstehen, dass die deutschen Waffenlieferungen an Brasilien nicht behindert wurden.
Mitte Juli 1941 hatten England und die USA zugestimmt, entsprechende Transporte über Portugal abzuwickeln. Die Verschiffung sollte wie gesagt mit US-Frachtern erfolgen. So lief am 23.8.1941 der Frachter „Exeter“ in Lissabon nach New York aus mit deutschen Waffen und Munition. Im folgte dann die „Excambion“.

Deutsche Seekräfte behelligten den Transport nicht, obwohl man mit den USA auf See praktisch schon im Kriegszustand war. In New York wurde dann umgeladen auf brasilianische Schiffe, und Anfang November 1941 war alles wohlbehalten in Rio eingetroffen.

In deutschen Zeitungen durfte über das Geschäft nicht berichtet werden – für deutsche Soldaten an der Ostfront, denen es an Nachschub mangelte, wäre dies unfassbar gewesen.

 

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