Von Ralf Keuper

Vor einigen Jahren machte das italienische Autoren-Duo Carlo Fruttero und Franco Lucentini die Entdeckung einer neuen gesellschaftlichen Klasse, der sie den Namen Prominentenproletariat gaben. 

Seit geraumer Zeit können wir in den Massenmedien mit eigenen Augen das rasante Wachstum dieser neuen Gesellschaftsschicht bestaunen. War Prominenz in den Jahrzehnten davor ein Begriff, der sich nur auf eine vergleichsweise kleine Gruppe auserwählter Filmschauspieler, Künstler, Sportler, Adeliger, Playboys und Musiker beschränkte, hat in der Zwischenzeit eine wahre Inflation prominenter Personen eingesetzt, die ihre Bekanntheit nur in den seltensten Fällen herausragenden Fähigkeiten oder Eigenschaften verdanken. Die Exklusivität scheint dahin, Prominenz droht zur Massenware zu werden.

Aber auch in der Aufmerksamkeitsökonomie gilt das  Gesetz von der Knappheit der Güter. Irgendwann ist der Markt mit so viel Prominenten überschwemmt, dass entweder der Marktpreis fällt (Blase) oder aber überflüssiges Angebot vom Markt verschwindet. 

Wer sich dann nicht mit Werbeverträgen z.B. von Textildiscountern über Wasser halten kann, auf den wartet als vorläufig letzte Station in der Verwertungskette das Dschungel Camp.


Nur wenigen gelingt im tropischen Klima das Re-Branding. Und auch dann ist die Rückkehr in den Verwertungskreislauf häufig von nur kurzer Dauer. 

Da der Bedarf nach dieser neuen Klasse unstillbar zu sein scheint, sollten wir daraus einen neuen Berufsstand machen. Hier würden sich für Fortbildungsinstitute und Universitäten ganz neue Tätigkeitsfelder eröffnen. 

Staatlich geprüfter Prominentenanwärter oder -anwärterin, wäre zum Beispiel eine mögliche Bezeichnung. Oder ein BA – Abschluss oder gar Master in Prominenz. Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt. 

Nicht fehlen sollte allerdings auch ein Ausbildungsbaustein, in dem gelehrt wird, wie man prominent bleibt. Dafür könnten dann wiederum Prominente als Ausbilder oder Dozenten eingesetzt werden, die damit noch prominenter werden. 

Prominenz als sich selbst reproduzierendes System. 

Sagenhaft. 

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