Aber zu Philosophen werden werden wir nicht durch Philosophien. Am Historischen hängenbleiben, sich daran in historisch-kritischer Betätigung zu schaffen machen und in eklektischer Verarbeitung oder in anachronistischer Renaissance philosophische Wissenschaft betreiben zu wollen: das gibt nur hoffnungslose Versuche. Nicht von den Philosophien, sondern von den Sachen und Problemen muss der Antrieb zur Forschung ausgehen. Philosophie ist aber ihrem Wesen nach Wissenschaft von den wahren Anfängen und Ursprüngen .. . Die Wissenschaft vom Radikalen muss auch in ihrem Verfahren radikal sein, und das in jeder Hinsicht. Vor allem darf sie nicht ruhen, bis sie ihre absolut klaren Anfänge, d.i. ihre absolut klaren Probleme, die im eigenen Sinn dieser Probleme vorgezeichneten Methoden und das unterste Arbeitsfeld absolut klar gegebener Tatsachen gewonnen hat. Nur darf man sich nirgends der radikalen Vorurteilslosigkeit begeben und etwa von vornherein solche Sachen mit empirischen Tatsachen identifizieren, also sich gegenüber den Ideen blind stellen, die doch in so großem Umfang in unmittelbarer Anschauung absolut gegeben sind.

Quelle: Wissenschaft und Weltanschauung, in: Edmund Husserl: Arbeit an den Phänomenen. Ausgewählte Schriften, hrsg. von Bernhard Waldenfels

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