Von Ralf Keuper


Byung-Chul Han ist in den letzten Jahren zu einem der gefragtesten Philosophen Deutschlands geworden. Für Aufsehen sorgten seine Veröffentlichungen Müdigkeitsgesellschaft und Transparenzgesellschaft. In  einem Beitrag auf aspekte sagt er: 

Wir sind zu lebendig um zu sterben und zu tot um zu leben. 

Die Gesellschaft befindet sich im Erschöpfungsszustand, dessen Ursache für Han der Neoliberalismus mit seiner Betonung der Effizienz ist. Heute beutet man sich freiwillig und leidenschaftlich aus, während die Ausbeutung früher zwar brutaler, dafür aber auch sichtbarer war. Die Trennung von Arbeit und Freizeit ist heute aufgehoben. Im digitalen Zeitalter gönnen wir uns keine Pause mehr, da wir ständig mit selbstoptimieren beschäftigt sind. Dadurch verlieren wir die Beziehung zu den physischen Dingen. Die digitalen Medien verstärken den Narzissmus. Wir berühren nur noch den Touchscreen und sind auf uns selbst gerichtet. Wir fressen uns sozusagen in uns hinein. Sichtbar auch an der Einstellung gegenüber Eros und Sexualität, wie Han sie versteht: Während ersteres selbstlose Verausgabung ist, handelt es sich bei letzterem um einen egoistischen Akt. 

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