Der allgemeine Charakter des Zusammenhangs in den Geisteswissenschaften ist also unser nächstes Problem. Der Ausgangspunkt ist die Strukturlehre des gegenständlichen Auffassens im allgemeinen. Sei zeigt in allem Auffassen eine fortschreitende Linie vom Gegebenen zu den Grundverhältnissen der Wirklichkeit, die hinter jenem dem begrifflichen Denken aufgehen. Dieselben Denkformen und dieselben ihnen untergeordneten Denkleistungen ermöglichen in den Naturwissenschaften und den Geisteswissenschaften den wissenschaftlichen Zusammenhang. Von dieser Grundlage aus entstehen dann in der Anwendung jener Denkformen und Denkleistungen aus den besonderen Aufgaben und unter den besonderen Bedingungen der Geisteswissenschaften deren spezifische Methoden. Und da die Aufgaben der Wissenschaften ihre Methoden für die Lösung hervorrufen, so bilden die einzelnen Verfahrungsweisen einen inneren, vom Zweck des Wissens bedingten Zusammenhang. 

Quelle: Wilhelm Dilthey: Der Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften

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