Kein Denken ist ohne Selbstbewusstsein und kein Selbstbewusstsein ist ohne Denken. Was aber nicht ohne ein anderes da ist und sein kann, was es ist, hat, so eng und unauflöslich es auch mit diesem andern verbunden ist, seinen Ort im Geist und ist, da dieser sich nicht in so große Unterschiede entäußert wie die Natur, eins und dasselbe mit dem andern. Das Selbstbewusstsein ist nicht weniger Form als das reine, erkenntnis- oder materielose Denken; im Selbstbewusstsein kann ich mich wohl im Erkennen, nicht aber vom Denken unterscheiden, beide lassen sich so wenig trennen wie Licht und Helligkeit. Das Selbstbewusstsein als solches ist nichts als nur Denken; und als Akt, der nur sich selbst hervorbringt und setzt, ist es das Denken, das ausschließlich sich selbst denkt; seine einzige Beziehung ist die zu sich selbst, es erstreckt sich nicht auf das Erkennen und dessen Gegenstände. So hat das Selbstbewusstsein als das Denken, das sich selbst denkt und die einfachste Einheit mit sich ist, dieselbe umfassende Bestimmtheit wie das Sein, nämlich ein Einfaches zu sein, unbestimmt, ununterschieden und nur auf sich, nicht auf anderes bezogen. 

Quelle: Ludwig Feuerbachs Werke in sechs Bänden 1. Frühe Schriften (1828-1830)

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