Von Ralf Keuper 

In der Evolutionstheorie herrschte lange Zeit die Ansicht, dass Lebewesen und Organismen nur dann auf Dauer überleben können, wenn sie sich möglichst perfekt an ihre Umgebung anpassen. Häufig wird dafür der Begriff der Adaptation verwendet.

Vor einigen Jahren warfen Stephen Jay Gould und Elisabeth Vrba den Begriff der Exaptation in die Diskussion. Damit ist gemeint, dass es in der Evolution Funktionen gibt, für die vordergründig kein Bedarf besteht, für die sich aber im Laufe der Zeit neue, unvorhergesehene Verwendungsmöglichkeiten finden, die wiederum die Überlebensfähigkeit einer Spezies erhöhen. 


Hätte man sie, salopp formuliert, von Anfang an aus dem Programm entfernt, hätte diese Spezies keine Möglichkeit gehabt, auf gravierende Veränderungen in der Umwelt zu reagieren. Dazu ist ein gewisses Maß an Redundanz im Sinne von Gregory Bateson nötig. 

Adolf Portmann hob in seinem Buch An den Grenzen des Wissens – Vom Beitrag der Biologie zu einem neuen Weltbild den Wert des Funktionslosen hervor.  Darin sprach er von dem Spielraum des Offenen, der zu Varianten führt, für die das funktionale Denken keine Erklärung hat. Das reine Funktionieren kann daher nicht das alleinige Lebensziel sein. Fortschritt benötigt ein gewisses Maß an Über-das-Ziel-Hinausschießen. 
2 Gedanken zu „Vom Wert des (scheinbar) Funktionslosen – Exaptation“
  1. Ja, aber im besten Sinne. Steven Johnson vergleicht in seinem Buch "Wo gute Ideen herkommen" das Internet u.a. mit dem Ökosystem eines Korallenriffs. Über die Koralle als Metapher der Evolution hat Horst Bredekamp in einem Interview mit Alexander Kluge gesprochen. http://denkstil.blogspot.de/2013/02/horst-bredekamp-darwins-koralle-als.html
    Das Internet führt uns häufig auch zu Zufallsfunden, die wir bei Beginn der Suche/Recherche gar nicht auf dem Plan hatten. Stichwort Serendipidität.

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