In der Tat, alles spricht dafür, dass wir der wahren Beschaffenheit der Welt nähergekommen sind durch die wissenschaftliche Entdeckung der unserer Intuition widersprechenden nichteuklidischen Struktur des Raums oder der Abhängigkeit der Zeit vom Bewegungszustand des Beobachters oder der Ungültigkeit unseres Materiebegriffs im Bereich subatomarer Dimensionen. Aber sollte nicht trotzdem der Verdacht ernst genommen werden, dass es ein anthropozentrisches “Vermessen” wäre …, wenn wir daraus den Schluss zögen, dass unserer wissenschaftlichen Erkenntnis, nachdem sie einmal die Grenze unserer Anschauung überschritten hat, nunmehr sozusagen die ganze Welt offenstehe? Oder andersherum: Ist die Annahme, dass das Ausmaß des auch für uns noch in einer unerreichbaren Transzendenz liegenden Teils der objektiven Realität entscheidend kleiner sei als bei allen anderen uns in der bisherigen Evolutionsgeschichte vorangegangenen vormenschlichen Weltbilder, ist diese Annahme etwa nicht typisch “anthropozentrisch”? Schlösse sie nicht die absurde Unterstellung ein, dass der seit rund 13 Milliarden Jahren in kosmischem Rahmen ablaufende Evolutionsprozess zumindest hinsichtlich der Hervorbringung und Optimierung weltabbildender neurophysiologischer Mechanismen hier auf der Erde und jetzt in unserem Kopf an seinem nicht überbietbaren Endpunkt angelangt oder ihm doch zumindest nahegekommen ist?

Quelle: Evolution und Transzendenz, Autor: Hoimar von Ditfurth