Zwar hatte die jeweils gerade verfügbare Teleskoptechnologie dem Erkenntnisdrang immer Grenzen gesetzt, doch die Beobachter selbst hatten diese Grenzen auch immer dazu benutzt, ihr gerade aktuelles Weltbild zu bestätigen – selbst wenn sie zur gleichen Zeit schon an der Überwindung dieser Grenzen arbeiteten. Die Grenzen des Gallileischen Fernrohrs bestätigten, was die Astronomen des 17. Jahrhunderts wußten: daß Galliliei schon alles gesehen hatte, was zu sehen sich lohnte. Ähnlich hatten die Grenzen des Keplerschen Fernrohrs bestätigt, was die Astronomen des 18. Jahrhunderts wußten: daß die Sterne keine Überraschungen bargen. Jetzt, als Folge der Neuen Astronomie des unsichtbaren Lichts, von der Revolution der dunklen Materie ganz zu schweigen, stellte sich heraus, daß das Instrument selbst in jeder seiner Verkörperungen seine eigenen inhärenten Gesetze besaß, die sich nicht nur jeweils auf die Fragen auswirkten, was man erwarten oder wonach man suchen sollte, sondern auch darauf, >wie< man suchen sollte – also nicht nur die erwartete Information an sich beeinflußte, sondern die Natur der Information selbst. …
Jedesmal, wenn wir wieder einmal nicht herausfinden konnten, was dort jenseits der uns gesetzten Grenzen war, jedesmal wenn sogar unsere Phantasie versagte, lag das nicht nur an fehlender Technologie und Information, sondern daran, dass wir uns selbst noch nicht über unsere eigenen geistigen Beschränkungen, unsere Vorurteile und vorgefassten Meinungen im klaren waren, die unseren Blick nur allzu oft versperrten.

Quelle: “Das Auge Gottes – Das Teleskop und die lange Entdeckung der Unendlichkeit” von Richard Panek

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