Die Drachenflotte des Admirals Zhen He gibt der Wissenschaft bis heute Rätsel auf, wie die sehenswerte  Fernsehdokumentation Gigant der Meere – Die Drachenflotte des Admiral Zhen He zeigt. Die Flotte startete im Jahr 1405 zu einer Reise, die sie um die halbe Welt führte. Mit 300 Schiffen ist sie eine der größten Flotten der Weltgeschichte. Die Schiffe hatten die 50fache Größe der spanischen und protugiesischen Gegenstücke. Anders als die Spanier und Portugiesen einige Jahrzehnte nach ihnen, hatten die Chinesen keine Eroberungsabsicht.

Den Startschuss für den Bau der Drachenflotte gab Kaiser Yongle, der auf diese Weise sein Ansehen in der Bevölkerung stärken und darüber hinaus das bestehende Wissen der damals bekannten Welt zusammentragen wollte. Yongle befahl den Bau riesiger Werftanlagen, die aus einer großen Anzahl von Trockendocks bestanden. Trockendocks sollten sich in Europa erst einige Jahrhundert später durchsetzten. Über 20.000 Spezialisten aus allen Teilen Chinas waren im Einsatz. Die Dschunken hat einen minimalen Tiefgang bei breitem Kiel. Das chinesische Wissen im Schiffbau war bereits im 13. Jahrhundert sehr fortgeschritten. So kannten die Chinesen bereits die Schottentechnik, die in Europa erst deutlich später eingesetzt wurde. Vorbild für die Schottentechnik war der Bambus mit seinen inneren Wänden. Die Schiffe hatten eine Länge von 120 Metern bei 30 Metern Breite. ln Europa wurden vergleichbare Schiffe erst im späten 19. Jhd. gebaut.

Neben Zhen He nahmen an den insgesamt sieben Reisen auch Astronomen, Mediziner, Astrologen und Diplomaten teil. Als geborener Muslim war Zehng He besonders geeignet für die Fahrten in die islamischen Länder, wie z.B. Arabien.
Das chinesische Kaiserreich hatte nicht die Absicht,  zu kolonisieren oder zu erobern. Stattdessen vertraute man auf die Überlegenheit der eigenen Kultur als Türöffner.

Die Besatzung der gesamten Flotte betrug 28.000 Mann. Gesegelt wurde in kleineren Flotillien-Verbänden.

Vor Reisebeginn wurde das gesamte vorhandene geografische Wissen zusammengetragen.

Erstes Reiseziel war die Meerenge von Malaca, das damalige Tor zum Westen.

Dem Flottenverband gehörten bereits Versorgungsschiffe und Tanker an. Auf sog. Anbauschiffen wurden Sojabohnen angebaut, bei deren Keimung Vitamin C entsteht, das gegen die damals in der Seefahrt weit verbreitere Skorbut eingesetzt wurde. In Europa sollte Skorbut erst im 18. Jahrhundert überwunden sein. Ebenfalls dem Flottenverbund angeschlossen waren Schatzschiffe, die auch als diplomatische Vertretungen fungierten. So dienten die Reisen, neben dem Handel, vor allem auch dem Aufbau politischer Beziehungen.

Die Handelspartner wurden jedoch verpflichtet, Tribut an China zu zahlen.

Wichtiger Handelsplatz für China war die Südküste Indiens mit Calicut als Bindeglied zwischen Asien und Europa. Hier wurden Luxusgüter wie Porzellan abgesetzt. Im Gegenzug bekamen die Chinesen Gewürze wie Pfeffer. Daher war die Gewürzküste Indiens eine wichtige Anlaufstelle der chinesischen Flotten.

Nicht immer war die Flotte jedoch in friedlicher Mission unterwegs, wie beim König von Sri Lanka (Ceylon), der den Tribut verweigerte. Es blieb für die Flotte allerdings bei der einzigen Seeschlacht außerhalb Chinas. Meistens genügte das Säbelrasseln.

Die Kommunikation der Schiffe untereinander erfolgte über akustische Signale und ein Flaggenalphabet. Für längere Distanzen wurden Brieftauben eingesetzt.

Im Jemen wurden Zheng He und seine Leute vom König empfangen. Von dort bezog China auch den Weihrauch, den es für religiöse und medizinische Zwecke benötigte. Weihrauch galt schon damals als entzündungshemmend. Auf diese Weise flossen arabische Heilmethoden in die traditionelle chinesische Medizin ein. Von den Arabern erwarben die Chinesen deren legendären arabische Vollblüter, die sie gegen die kleinen wendigen Fferde der Mongolen einsetzen konnten.

Mit jeder Reise erweiterte sich das Handelsnetz. Tributzahlungen waren den Chinesen dabei wichtiger als die Religionszugehörigkeit der Menschen. Die Expeditionen öffneten Chinas Blick nach außen.

Noch am Tag seines Amtsantritts verkündetete der  Nachfolger Yongles indes das Ende der Expeditionen. Als Folge davon zerfällt die Flotte. Beschädigte Schiffe durften auf kaiserlichen Beschluss nicht repariert, neue nicht mehr gebaut werden. Erst der Enkel von Yongle befiehlt die 7. Reise, für die Zheng He erneut das Kommando erhält. Zu dem Zeitpunkt ist Zheng He bereits 62 Jahre alt. Kurze Zeit später stirbt Zheng He und mit ihm die große Ära der chinesischen Seefahrt. Danach isoliert sich China. Fast zeitlgleich betreten die Europäer die Bühne und erobern die Weltmeere, was ihn deutlich schwerer gefallen wäre, hätten die Chinesen an ihren Expeditionen festgehalten …

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