Von Ralf Keuper
An dem Theologen und Reformator Thomas Müntzer scheiden sich noch immer die Geister. Für die einen ein religiöser Fanatiker, für die anderen der erste deutsche Freiheitskämpfer. Auf alle Fälle hat er für die Nachwelt ein mächtiges Zeichen gesetzt. In Deutschland sollten seine Forderungen nach Freiheit und Gleichheit erst Jahrhunderte später in Erfüllung gehen. Martin Luther beäugte Müntzers Aktivitäten schon sehr bald kritisch, um sich später dann vollends gegen ihn zu stellen. Während Luther nur die Macht der Klerus bekämpfte und einschränken wollte, wandte sich Müntzer auch gegen den Adel.
Die erste Aufgabe des Adels war für Müntzer, für Gerechtigkeit auf Erden zu sorgen. Würden sie diesem Auftrag nicht gerecht, ginge ihre Macht auf das Volk über. Luther unterstützte den Adel im Kampf gegen die aufständischen Bauern, befahl dem Adel sogar die Vernichtung der Aufständischen.
Sicher hätte Müntzer, im Nachhinein betrachtet, diplomatischer vorgehen können bzw. sollen – das sagt sich nur so leicht aus der Entfernung von hunderten von Jahren. Er war, wie wir, ein Kind seiner Zeit und von seiner Mission erfüllt. Mut kann man ihm nicht absprechen, ebenso wenig wie edle Motive.
Allemal ein Grund, sich seiner auch künftig zu erinnern – gerade in Deutschland.
Weitere Informationen:
Thomas-Müntzer-Gesellschaft e.V.
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