Von Ralf Keuper

Friedrich II von Hohenstaufen ist für viele Historiker, darunter Jacob Burckhardt, eine der herausragendsten Gestalten des Mittelalters. Er versetzte seine Mitwelt ins Staunen. Dabei war Friedrich der II. mehr als nur der mächtigste Herrscher Europas zu jener Zeit, sondern auch ein ungewöhnlich gebildeteter und vielseitig interessierter Mann, der eigene Forschungen betrieb, deren herausragendstes Beispiel das Falkenbuch ist. Viele sehen darin einen Vorläufer der modernen Wissenschaft, weil Friedrich II anhand eigener Beobachtungen und Versuchsanordnungen logische Schlussfolgerungen anstellte, die noch Jahrhunderte nach der Niederschrift des Falkenbuches bestätigt wurden.

Georgina Masson schreibt über das Falkenbuch:

Für das Mittelalter war jedoch De Arte Venandi cum Avibus in vieler Hinsicht etwas ganz Neues. Vor dem gesammelten Schriftum der Zeit zeichnet das Werk sich aus durch wissenschaftliche Behandlung des Themas und die klare Anordnung, durch bewusstes Ausscheiden aller Tatsachen, die nicht durch Beobachtungen des Verfasser oder zuverlässiger Mitarbeiter erhärtet waren, sowie durch den einfachen und klaren Stil. Zweifellos verdankte es vieles der Zoologie des Aristoteles, die von Michael Scotus zu Beginn des Jahrhunderts übersetzt worden war; aber Friedrich zeigt sich mehrfach mit der Beschreibung, die Aristoteles von den Vögeln und ihren Gewohnheiten gibt, nicht einverstanden: “Wir sind dem Aristoteles gefolgt, wenn es sich schickte, aber in vielen Fällen, und besonders, wenn er von der Natur einiger Vögel schreibt, scheint er von der Wahrheit abgewichen zu sein. So konnten Wir Uns dem Fürsten der Philosophen nicht immer anschließen, da er ja selten oder nie Jagd betrieben hat, die Wir seit jeher geliebt und geübt haben”. (in: Das Staunen der Welt. Friedrich II. von Hohenstaufen).

Scheinbar galt für Friedrich II. bereits das Postulat von Kant: Sapere Aude!

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