Das Spießertum ist mithin, und es soll zum wiederholten Male gesagt werden, eine ins uns lauernde Bequemlichkeit, der Verantwortung auszuweichen, den Verstand zu leugnen, die hedonistische Lust über die Arbeit an der Zukunft zu stellen, vor allem aber, in einer nachgestellten Pose zu verharren, die nichts ist als Anpassung an Vordergründlichkeiten, sprachlich, modisch, wissenschaftlich, journalistisch – in jeder Lebenslage und in allen Milieus. Die Männer und Frauen, die es gewagt haben, die die Zukunft gestalteten, die auf den schmalsten Pfaden des Denkbaren gewandert sind und sich über die Geröllhalden von Vorurteilen wagten, sie gaben und sie geben die Optionen vor. …

Die anderen rechnen derweil, was Kinder kosten, was Kinder bringen, dann werden sie als Rentenzahler durchgezählt, sind Statussymbole (wenn es mindestens drei sind), wieder andere degradieren sie, weil es so modisch ist, zu Trägern ihrer Gene, und so ist das erreicht, was unsere Gesellschaft ausmacht: Freudlosigkeit, Kalkulation, betriebswirtschaftliches Denken (return on investment), kein Humor, wenig Lachen.

Quelle: Die Revolution des Spießbürgertums. Wenn Dummheit epidemisch wird, Autor: Holger Rust