Nichts von allem, was man getan hat, ist so gut, dass man darauf ausruhen, oder so schlecht, dass man es nicht retten könnte. Ich möchte sogar meinen, dass ein günstiger Start es einem schwerer macht als ein ungünstiger. Die schönen Gaben, die einem die Fee in die Wiege gelegt hat, sollten ihn misstrauisch machen. Was ich an einem Michelangelo bewundere ist der ungestüme Wille, mit dem er sein natürliches Talent in die Hand nimmt und sich schwer macht, was ihm leichtfiel. Er hatte bereits weiße Haare, als er sich, wie er sagte, noch einmal auf die Schulbank setzte und etwas zu lernen versuchte. Sein Beispiel zeigt den Unentschlossenen, dass zum Wollen immer noch Zeit ist. Würde ein Seemann einen nicht auslachen, wenn man ihm erzählte, das Schicksal der ganzen Überfahrt hinge von der ersten Ruderbewegung ab?
Gleichwohl versucht man das den Kindern einzureden; glücklicherweise hören sie kaum hin; sie haben immer noch zuviel hingehört, wenn sich danach in ihnen die metaphysische Idee festsetzt, sie seien nun ihr ganzes Leben lang auf das Thema b a festgelegt. Zuerst schadet ihnen diese verhängnisvolle Idee nicht, wohl dagegen später, denn Schwäche ist ein Produkt der Entschuldigung der Schwäche. Das Schicksal hat ein Medusenantlitz. 

 Quelle: Alain: Die Pflicht glücklich zu sein. 

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