Wir haben von einer >Gesellschaft zur Verbreitung nützlichen Wissens< gehört. Man sagt, Wissen ist Macht, und ähnliche Dinge. Mir aber scheint, dass ein ebenso großer Bedarf an einer >Gesellschaft nützlichen Unwissens< besteht, von uns allerdings als >Wunderbares Wissen< bezeichnet, ein Wissen, das in einem höheren Sinne nützlich ist. Denn was ist ein Großteil unseres sogenannten Wissens, mit dem wir uns brüsten, anderes als die Einbildung, dass wir etwas wüssten, was uns wiederum des Vorteils unseres tatsächlichen Unwissens beraubt. Was wir Wissen nennen, ist oft nur unser positives Unwissen, und das Unwissen ist unser negatives Wissen. Durch jahrelangen beharrlichen Fleiss und Zeitungslektüre – denn was sind wissenschaftliche Bibliotheken anders als Zeitungssammlungen? – häuft der Mensch eine Unmenge von Fakten an und legt sie in seinem Gedächtnis ab, und wenn er dann eines schönen Frühlingstages in die weiten Felder des Denkens hineinschlendert, grast er gewissermaßen wie ein Pferd und lässt sein Geschirr im Stall zurück. Der >Gesellschaft zur Verbreitung nützlichen Wissens< möchte ich manchmal zurufen: >Geht hin und grast. Ihr habt lange genug Heu gefressen. Der Frühling ist da mit seinem Grün<. ..
Die Unwissenheit eines Menschen ist manchmal nicht nur nützlich, sondern auch schön – während sein sogenanntes Wissen häufig nicht nur hässlich, sondern mehr als nutzlos ist. Mit welchem Menschen ist der Umgang angenehmer: mit einem, der nichts zu einem Thema weiss und gleichzeitig, was sehr selten vorkommt, weiss, dass er nichts weiss; oder mit einem, der tatsächlich etwas darüber weiss, aber glaubt, er wisse alles?