Weil die kulturellen Kompetenzen innerhalb von sozialen Feldern erworben werden, die zugleich als Märkte fungieren und ihnen einen Preis zuteilen, bleiben sie abhängig von diesem Markt; deswegen geht es bei allen Auseinandersetzungen über kulturelle und Bildungsfragen darum, den Absolventen einer bestimmten Klasse von Erwerbsbedingungen (d.h. eines bestimmtes Marktes), deren Herkunft an einem “Stil” ablesbar ist, den profitabelsten Markt zu eröffnen. In diesem Sinne könnte es sich bei dem, was heute “Gegenkultur” heisst, um das Resultat der Bemühungen von neuartigen Autodidakten handeln, sich von den Gesetzen des schulischen Marktes (denen sich die Autodidakten alten Schlages, weniger selbstsicher, weiterhin unterwerfen, nicht ohne doch deren Folgen im voraus zu verdammen) in der Weise zu befreien, dass sie einen Markt mit eigenen Sanktionierungsinstanzen schaffen, der ganz wie der mondäne und der intellektuelle Markt fähig wäre, die Schulinstitution praktisch infrage zu stellen, wenn sie sich anmaßt, den Markt der Kulturgüter vollkommen zu vereinheitlichen und hier die Kriterien durchzusetzen, nach denen Kompetenzen und Verhalten in der Schule oder jedenfalls in den “verschuldetsten” Sektoren des Bildungsmarktes bewertet werden.

Quelle: Die feinen Unterschiede