Von Ralf Keuper
Justus Möser, der heute weitgehend unbekannt ist, gehörte im 18. Jahrhundert zu den führenden, wie man heute sagt, Intellektuellen in Deutschland. Mit seinen Schriften zur Staatslehre, aber auch mit seinen Satiren und Essays, übte er einen großen Einfluss auf das Denken seiner Zeitgenossen aus, wie u.a. auf keinen Geringeren als Goethe. In seinem lesenswerten Beitrag Justus Mösers „Patriotische Phantasien“ für Deutschland beschäftigt sich Detlef Jena mit der Bewunderung Goethes für Möser. 
Sein wohl bekanntestes Werk sind die Patriotischen Phantasien. Jena schreibt dazu:

Die vier Bände gehören ob ihrer Bildhaftigkeit und Präzision zu den Glanzstücken deutscher Prosa wie auch des Journalismus des 18. Jahrhunderts. Aus der sachkundigen Beschreibung konkreter Zustände entwickelt Möser sein Ideal von der Familie, der Gesellschaft und vom Staat. Er regte den Leser an, ein bewusster Bürger zu werden und sich in den Dienst der Gesellschaft zu stellen. Ihm schwebte kein revolutionärer Sturz des Absolutismus vor, sondern vielmehr die Reformierung in eine quasi „Aktiengesellschaft“ freier Bürger, die ihre Standesinteressen überwinden und den eigenen Besitz zum Wohle der Allgemeinheit mehren. Hier schimmerte der liberale Grundsatz durch, wenn es dem Einzelnen gut geht, profitiert die Gesellschaft davon.

Vor einigen Monaten beschäftigte sich Martin Siemsen in Warum Goethe den Osnabrücker Justus Möser bewunderte mit derselben Frage wie Detlef Jena.
Größter Anhänger der Schriften Mösers war jedoch Johann Gottfried Herder. Abgesehen davon waren dem Denken Mösers noch der Freiherr vom und zum Stein und der Ökonom Friedrich List zugetan. 
Der kolumbianische Philosoph Nicolás Gómez Dávila schrieb über Möser:
Angefangen bei Möser, Rivarol und Burke lässt sich sagen: Wenn ein Reaktionär ein Urteil spricht, wird der Urteilsspruch nur selten von der Geschichte nicht vollstreckt.

Wollen wir einen Reaktionär korrekt definieren, müssen wir uns an den ersten Reaktionär der modernen Geschichte erinnern, an Justus Möser. Er sprach sich nicht gegen Revolution aus, sondern gegen den Absolutismus. 

Edgar Salin schrieb in seiner Geschichte der Volkswirtschaftslehre:

Hinzu kommt, dass jeder Versuch einer Wirtschaftsgeschichte ein prachtvolles Vorbild an dem größten Geschichtsschreiber der Deutschen im 18. Jahrhundert, an Justus Möser, hatte, der, ein Romantiker vor der Romantik, ein Historiker vor dem Historismus, von Savigny als Begründer der geschichtlichen Rechtsschule anerkannt, auch als der wahre Ahn der geschichtlichen Wirtschaftsschule zu gelten hat.

Daneben erwähnt David S. Landes Möser in seinem Magnum Opus Wohlstand und Armut der Nationen als einen Moralisten
Während Goethe vom „herrlichen Möser“ sprach, bezeichnete Karl Marx Möser als „blödsinnigen westfälischen Junker“. 
Wenig wohlwollend äußerte sich auch der Ideengeschichtler Isaiah Berlin, der in Möser einen typischen Vertreter einer aristokratisch-elitären Haltung sah, die allen Versuchen, die Gesellschaft im Namen allgemeingültiger moralischer oder geistiger Ideale umzubilden, Widerstand entgegen brachte. 
Der Schriftsteller Martin Mosebach nannte Möser einmal den ersten und wichtigsten Kritiker des absolutistischen Staates. 

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