Um soziale Tatsachen, die ja äußerst komplex sind, in ihrer Gesamtheit zu untersuchen, sollten wir uns nicht mit einem einzelnen Projektor wie etwa der politischen Geschichte, der nur allzu lange als Einziger bedient wurde, zufrieden geben, so interessant sein Lichtkegel auch sein mag. Denn er erhellt nur einen Ausschnitt der Vergangenheit, der nicht immer der wichtigste ist. Leider ist das Prinzip politique d’abord (Politik zuerst) nicht immer wahr, sonst wäre unsere Arbeit um ein vieles einfacher. Dasselbe gilt, wenn wir uns als Historiker auf andere Arten vergangener Tatsachen – seien es intellektuelle, wirtschaftliche oder kulturelle – beschränken würden. Denn all das sind Teilaspekte, so signifikant sie auch sein mögen. Wir aber wollen alle Lampen gleichzeitig anschalten.
Quelle: Fernand Braudel: Geschichte als Schlüssel zur Welt. Vorlesungen in deutscher Kriegsgefangenschaft 1941