Was meinen wir, wenn wir von Weltanschauung sprechen? Wir verstehen darunter eine Erkenntnisbewegung, die in ganz bestimmter Weise auf die Ganzheit der Dinge gerichtet ist, auf das “Welthafte” im Gegebenen. Ferner: Sie geht in besonderer Weise auf die konkrete Einmaligkeit dieser Welt; in ihr liegt ein letztes Standhalten gegenüber der umgebenden Wirklichkeit. Endlich: Der Akt der Weltanschauung bedeutet zugleich ein Werten, Messen und Wägen; er bedeutet die Stellungnahme zu einer Aufgabe, die dem Anschauenden von eben dieser Welt gestellt wird. Damit ist Weltanschauung gegen jenen Akt abgegrenzt, dessen Ergebnisse Gegenstand der Einzelwissenschaften und Philosophie sind. Andererseits aber: Wenn auch im Weltanschauungsakt außertheoretische Haltungen mitwirken, so geht doch seine Sinnrichtung auf die “Wahrheit”. Es ist im Letzten ein schauendes, kein schaffendes Verhalten. In ihm handelt es sich um ein Erkennen, nicht um ein Tun. Damit ist der Akt der Weltanschauung abgegrenzt gegen das tätige Leben.
Quelle: Vom Wesen katholischer Weltanschauung, in: Unterscheidung des Christlichen – Gesammelte Studien