Man hat natürlich auch geglaubt, man könne das (virtual reality und wirtschaftliche Phänomene, d.V.) mit viel Mathematik und mit noch mehr Computer sehr schön in den Griff bekommen. Ich will es zuerst von der Seite der Mathematik beantworten: Ich würde sagen, es ist zunächst gescheitert. Ökonometrische Weltmodelle mit vielen, vielen Gleichungen, Differentialgleichungen und, und, und, haben sich in der Tat als nicht brauchbar gezeigt. Noch mehr, wenn Sie an das denken, was Klapow gemacht hat. ..
Es wurde ein großes Modell aufgebaut mit vielen, vielen, vielen Differentialgleichungen – ich habe es selbst einmal auf einem Rechner nachvollzogen. Ein Numeriker weiß, wenn sie über hundert Iterationsperioden etwas vorhersagen müssen, das bekommen sie numerisch gar nicht stabil. Das heisst, mit geringfügigen Änderungen an diesem Modell konnten sie zeigen, dass die Welt zugrunde geht, oder im Gegenteil, dass sie boomt. …
Wenn Sie sagen, weil die Interaktion von vielen Millionen von Menschen da ist, von Wirtschaftssubjekten, wie das der Fachmann nennt, dann weiss ich nicht, ob man das mit spieltheoretischen oder auch mit ökonometrischen Modellen machen kann. Ich bin der Meinung, gerade das zeigt die Entwicklung dieses Gebietes, dass eine starke Relativierung eingetreten ist.
Vielleicht hat man nicht einmal die richtige Mathematik. Die Physikermathematik, die genuine physikalische Phänomene beschreiben konnte mit Funktionen und Differntialgleichungen, ob die auf menschliches Verhalten passt, da habe ich so meine Bedenken.
Quelle: Technik-Dialog mit Konrad Zuse. Gespräche über Computerentwicklung, Wirtschaft und Mathematik.
Bernhard Korte – Der Mathematiker als Weltmann